Am 09.02.2024 hatten wir erneut die Ehre, zwei hochkarätige Gäste im Castell Aurora begrüßen zu dürfen. Zum Einen den Ideenhistoriker Áron Czopf, der extra die lange Reise von Budapest auf sich genommen hatte, um uns Einblicke in die politische Landschaft Ungarns zu gewähren. Zum Anderen den Publizisten Benedikt Kaiser, der ebenfalls die lange Reise von Deutschland auf sich nahm, um erneut im Castell Aurora sein Wissen weiterzugeben.
Anlass für diese Zusammenkunft war das kürzlich im Jungeuropa-Verlag erschienene Buch „Nationaler Block – Das System der nationalen Zusammenarbeit“ des ungarischen Autors Márton Békés.
Bevor die eigentliche Diskussionsrunde begann, gab Áron Czopf einige interessante, teilweise historische Einblicke in die ungarische Politik und deren Entwicklung unter dem seit 2010 regierenden konservativen Staatschef Viktor Orban (FIDESZ). Orban hat es sich zur Aufgabe gemacht, das ungarische Volk und seine Wünsche, Präferenzen und Meinungen zu kennen und die Politik dementsprechend auszurichten. Die ungarische Rechte ist faktisch gar nicht so groß, wie man vielleicht denken würde. Zusätzlich ist die Zusammensetzung sehr pluralistisch, was oftmals die Koordinierung erschweren kann. Das Geheimnis der Koordination der ungarischen Rechten liegt darin, dass man mit produktiven Konflikten arbeitet. Produktive Konflikte vereinen Menschen und lassen die Einstellung „Wir gegen den Gegner“ entstehen. Des Weiteren ist es wichtig, dass man weiß, wie man das Volk anspricht, ohne es vom politischen Diskurs wegzuschließen.
Benedikt Kaiser gab dem Publikum im vollen Veranstaltungsraum Einblicke ins politische Vorfeld in Deutschland, die AfD und historisch relevante Ereignisse. Er unterstrich, dass Hegemonie nicht in irgendwelchen Seminarräumen entsteht, sondern direkt mit dem Volk. Es ist wichtig zu wissen, wie die Menschen ticken, was sie beschäftigt und wie sie sich verhalten. Ein gutes Wahlergebnis reicht nicht aus, damit eine einschlägige Veränderung passiert. Im schlimmsten Fall kann der Wahlsieg sogar zu früh kommen, wenn das Volk nicht bereit ist, die Werte und Ziele der Partei im jeweiligen Lebensalltag umzusetzen. Wichtig ist, dass der Kampf um die Hegemonie stetig fortbesteht und kein statisches Ergebnis ist, wenn diese einmal errungen ist. Des Weiteren muss bedacht werden, dass es keine allzu plötzlichen Wendepunkte gibt. Veränderungen werden bereits Jahre im Vorhinein vorbereitet, damit, wenn der Moment kommt, diese auch umgesetzt werden können.
Nach den jeweiligen Vorträgen begann die Diskussionsrunde mit spannenden und interessanten Fragen, die wieder neue Perspektiven eröffneten. Mit den Diskussionen war nach der offiziellen Veranstaltung nicht Schluss. Die Bar des Castell Aurora war gefüllt mit Menschen, die die erhaltenen Informationen nochmal gemeinsam bei einem Getränk austauschten und das eigene Wissen reflektierten. Der ein oder andere ergriff die Chance und erwarb noch eines der mitgebrachten Bücher des Jungeuropa-Verlags und ließ sich ein Buch signieren.
Fazit des Abends:
- Man muss das eigene Volk kennen!
- Man muss wissen, wie man das eigene Volk anspricht!
- Hegemonie beginnt im Volk und ist ständig im Wandel!
- Produktive Konflikte vereinen sogar pluralistische Gruppen!
- Ein Wahlsieg alleine reicht nicht, wenn das Volk nicht bereit für eine Veränderung des Status Quo ist!
- Einen plötzlichen Wendepunkt („Tag X“) gibt es nicht – Vorbereitungen für eine Wende sind notwendig zu treffen.